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044 - ruhr2010 - TRUST ISEA

„RUHR.2010 – ISEA 2010 RUHR“
16th International Symposium on Electronic Art
vom 20. August bis 05. September 2010
in Dortmund, Duisburg und Essen

Es flimmert, flirrt, schrillt, flimmert, zirpt, glimmt, glüht und zischt in den Ausstellungsräumen der ISEA 2010 RUHR, der weltgrößten Präsentation internationaler elektronischer Kunst.

Von Dietmar Wolfgang Pritzlaff

Was die DOKUMENTA in Kassel für die zeitgenössische Kunst ist – ist die ISEA, „The International Symposium on Electronic Art“ für die elektrische und elektronische Kunst: Eine internationale Werkschau, die sich zur Aufgabe macht, künstlerische und wissenschaftliche Themen auf den Prüfstand zu stellen!

Die RUHR.2010 präsentiert dieses Großereignis der aktuellen Medienkunst als Teil der KULTURHAUPTSTADT EUROPAS im Ruhrgebiet. Das medienwerk.nrw ein Netzwerkverbund aus 16 regionalen Einrichtungen, die sich um verschiedene Aspekte der Medienkunst kümmern, ergriff die Initiative für die Bewerbung um die Ausrichtung der 16. ISEA bei der Internationalen ISEA Foundation. Das Land NRW, die Stadt Dortmund und die RUHR.2010 GMBH sind die wichtigen Förderer der ISEA.

Die ISEA wurde 1988 erstmals in den Niederlanden ausgerichtet. Weitere Stationen waren u.a. Australien, USA, Finnland, Kanada, England und Frankreich. Die 17te Ausrichtung der ISEA 2011 ist schon an Istanbul, Türkei vergeben worden.

Nach der großangelegten internationalen Ausschreibung der ISEA 2010 RUHR erhielten die Veranstalter über 1.000 Einreichungen, aus denen eine internationale Jury von 89 Juroren die Arbeiten für die Präsentation in der Ausstellung auswählte.
Die Städte Dortmund, Duisburg und Essen werden 29 Werke von 37 KünstlerInnen aus insgesamt 16 Ländern zeigen.
Der größte Teil der Werke wird im Museum für Kunst und Kulturgeschichte Dortmund präsentiert. Weitere Orte sind Duisburg-Ruhrort und Pact Zollverein Essen. Begleitet werden die Ausstellungen von Performances, Theater, Kunst im öffentlichen Raum, Filmvorführungen und diversen Klang-, Akustik- und Konzertevents.

Die erste Ausstellung TRUST im Dortmunder U wurde bereits am 31. Juli eröffnet und kann noch bis zum 5. September entdeckt werden. Die Ausstellung fragt nach dem Vertrauen und Verantwortung der Bilder, der Klänge, die uns umgeben. Glauben wir den Medien? Misstrauen wir den Künstlern hinter den Medien? Welche Verantwortung haben die Medienmacher?
Hier gibt es in Stein gemeißelte Texte. Damit niemand daran „herumpfuschen“ kann. Ein Kunstwerk von Konrad Becker TRUSTED REALITIES. Können wir diesem Medium Stein wenigstens Glauben schenken?
Über Lautsprecher vernimmt man einen brummenden Ton. Ein mehrstimmiger Chor versucht den Ton einer Leuchtstofflampe nachzusingen. Das Werk CHOIR PIECE FOR 24 VOICES ATTUNED TO THE SPECTRUM OF FREQUENCIES OF A SODIUM LAMP POWERED BY 60 HERTZ stammt von Sophie Bélair.
Eine kleine schwarze Box ENDO von Veena Friedrich ausgestattet mit Feuchtigkeitsfühler, Bewegungsmelder, Kamera und Mikrofon sammelt Daten von dem Raum in dem sie steht. Was macht die Box mit diesen Daten? Können wir dieser kleinen schwarzen Box vertrauen?
Lichtstrahlen wandern durch den Raum mit minimalem Klang begleitet. Spiegeln sich an den Wänden und schaffen in dem Werk BLINK von HC Gilje einen neuen erfahrbaren Raum.
Es wird eine TAUCHFÄHIGE KAPSEL von Ariel Guzik präsentiert. Das Instrument kann unter Wasser zur Kontaktaufnahme mit Walen durch Musik dienen.
Ein geheimnisvolles Spiel medialer Übersetzungen ist MEMORY CONE von Julien Maire. Der Besucher kann weiße leere Papierschnipsel verschieben und in der Projektion ein Bild entstehen lassen.
Die interaktive Installation DESIRE OF CODES von Seiko Mikami ist eines der beeindruckendsten Werke der Ausstellung. Hundert kleine Kameras verfolgen den Besucher und geben sein Bild in vielen Facetten auf einer Leinwand wieder.
ROTA ein rotierender 2,20 Meter messender Zylinder von Carsten Nicolai lässt flackernd grelles Licht zu rhythmischen Klängen durch den Raum blitzen.

Es gibt auch Objekte an denen der Besucher über Papier reiben kann und so Töne über Lautsprecher erzeugt werden. Wer Lust hat kann sich einen Verhüllungsanzug überstreifen und in geheimer Mission völlig unerkannt durch Dortmund wandeln und die Reaktionen der vorübergehenden Menschen studieren.

 

Die zweite Ausstellung der ISEA im Museum für Kunst und Kulturgeschichte Dortmund ist mit ELEKTRISCHE ATMOSPHÄREN betitelt und wird vom 20. August bis 5. September gezeigt.

Wer Medien, Video- und audiovisuelle Kunstrichtungen mag, der ist hier richtig. Flackernde „Kathodenstrahlobjekte“ im Werk LIFE AT THE WITCH TRAILS von Natalie Bewernitz und Marek Goldowski reagieren auf die kleinsten Veränderungen akustischer Klangkompositionen.
Eine intime Beziehung zwischen dem physischen Körper des Besuchers und einer künstlichen Lebensform versucht Daniel Bisg und Tatsuo Unemi in dem Werk CYCLES – ARC ONE herzustellen. Eine Lichtquelle folgt den Bewegungen der Hand und malt auf der Haut Zeichen und Zeichnungen.
Wie hört sich das Gefrieren von Eis an? Diese Frage wird im Werk von Aernoudt Jacobs PERMAFROST beantwortet. Ein Zischen, krachen und hauchen entströmt den Lautsprechern.
Wie hört sich Verwesung an? In einer Art gläserner Sarg mit Luftklappen verwest Laub. Der Verwesungsprozess mit Luft wird hörbar gemacht. Eine prozessuale Skulptur INHALE EXHALE; SUCCESSION von Terike Haapoja.
Auch ein menschliches Haar erzeugt Klänge. Das Werk TRANSDUCERS von Verena Friedrich sind Glaszylinder die von der Decke hängen. In diesen Zylindern schwingen einzelne Haare und geben Laute von sich.
Wissenschaftliche Echtzeitdaten werden von Martin John Callanan im Werk A PLANETARY ORDER als eingefrorener Erdball mit Wolkenformation gezeigt.

Einige Werke sind nur Tageskunstwerke. So hängen die Künstler Eve Arpo und Riin Roos in dem Werk YOU MUST RELAX für einen Tag Mobil-Telefone der Bevölkerung in einen Baum. 24 Stunden soll man versuchen ohne Handy auszukommen. Man kann angerufen werden und das gibt dem Baum sein Klangkostüm. Das Ereignis findet am 26. und 27. August von 22.30 Uhr bis 22.30 Uhr statt am Baum an der Reinoldikirche in der Dortmunder Innenstadt.

Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt der Werke, die in den ISEA Ausstellungen präsentiert werden. Wer sich mit junger kinetischer, medialer und elektronischer Kunst aus den Medienbereichen auseinandersetzen möchte, kann das bestens in den ISEA Ausstellungen tun.

FOTOS DER AUSSTELLUNGEN: FOTOSTRECKE

 


eingestellt am: 20.08.2010